D 2017 108 Min. Farbe, HD/DCP 16:9, FSK ab 6 Jahre, FBW: besonders wertvoll
Kinostart: 27. September 2018
Das Schweigen der Väter brechen die Kinder und Enkel.
NACHLASS ist ein Dokumentarfilm von Christoph Hübner und Gabriele Voss.
Sieben Kinder und Enkel von NS-Tätern, Wehrmachtsangehörigen und Holocaust-Überlebenden erzählen in NACHLASS davon, wie Unausgesprochenes, Schuldgefühle und Traumata die Beziehungen zu ihren Vätern und Großvätern geprägt haben und wie befreiend die Auseinandersetzung mit diesem Vermächtnis für sie ist. Das Schweigen der Väter brechen die Kinder und Enkel.
NACHLASS holt die Erinnerung und das Wissen dahin zurück wo sie gebraucht werden – zu uns und unseren Familien.
Synopsis
Fast 70 Jahre nach Kriegsende leben wir an einer Schnittstelle – jedenfalls was die Geschichte der Kriegs- und Nazizeit betrifft. Die Zeitzeugen sterben, doch die Vergangenheit lebt weiter – als Erbschaft zwischen den Generationen und als Geschichte in jedem von uns. Im Zentrum des Films stehen Menschen, die nach dem Krieg geboren sind, oft schon die zweite oder dritte Generation. Sie alle sind mit dem Erbe befasst, vor allem durch die Geschichte in der eigenen Familie.
Das Unvorstellbare
Das Unvorstellbare für die nachfolgenden Genrationen, lässt sich auf eine einfache Frage komprimieren: Wie kann es sein, dass mein Vater oder mein Großvater wehrlose Menschen ermordet hat?
10-Tausende deutsche Männer haben in der Zeit des Nationalsozialismus als Polizisten in sogenannten Einsatzgruppen, als Angehörige von SA und SS und als Wehrmachtssoldaten bei Sondereinsätzen wehrlose Menschen aus rassistischen und ideologischen Gründen ermordet.
(Allein die SS hatte fast 800.000 Angehörige von denen 550.000 den Krieg überlebt haben. (Wikipedia: Schutzstaffel Artikel, Einsatzgruppen Artikel)
Die 68er gelten als die Generation, die den Eltern die Verstrickung in die Untaten der Nationalsozialisten vorgeworfen hat. Aber die Elterngeneration hat größtenteils geschwiegen und ihr Trauma, ein Täter, Mittäter oder Mitläufer zu sein, über dieses Schweigen an die nächsten Generationen weitergegeben. Im Nachlass vieler deutscher Familien finden sich Dokumente die die nächste Generation veranlassen sich an Archive zu wenden, die sie bei der Täter-Recherche unterstützen. Viele deutsche NS-Gedenkstätten bieten Seminare zur Familien Recherche während des Nationalsozialismus an und können über mangelnde Nachfrage nicht klagen.
Die Kinder der Täter, die 68er, haben als Antwort auf das Schweigen der Väter eine institutionalisierte Erinnerungskultur für die Verbrechen und die Opfer des Nationalsozialismus aufgebaut. Die Enkel holen die Geschichte der Täter heute in die Familien zurück. Wie kann es sein, dass geachtete und geliebte Großväter, die das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut haben zwischen 39 und 45 unzählige wehrlose Menschen aus rassistischen und ideologischen Gründen ermordet haben?
Angesichts des wieder mehr in unsere Wahrnehmung rückenden Rassismus in Deutschland und weltweit, zahllosen durch Gewalt traumatisierten Bürgerkriegsflüchtlingen und von der AFD initiierten Bagatellisierungsversuchen der NS-Zeit, sind diese Fragen hoch aktuell.